Digitale Transformation und Unternehmenskultur - eine Beziehung mit Hindernissen

Digitale Transformation und Unternehmenskultur - eine Beziehung mit Hindernissen

 

Für viele Menschen ist der Begriff „Digitale Transformation“ im Unternehmenskontext vor allem eines: Der Wandel durch digitale Technologien und dessen Auswirkung auf Produkte/ Services, Vertriebs- und Kommunikationskanäle und die Optimierung von Prozessen. Kurz um - alles wird halt digitaler.

 

Wo bleibt der Mensch in der neuen, schönen digitalen Welt?

 

Ach ja, der muss natürlich auch digitaler werden. Der Mensch muss die neue Technologie bedienen können und wird durch diese unterstützt / entlastet. Unterstützung durch Technologien hört sich erstmal gut an. Und die neuen Features, die wir durch die Smartphone-Revolution bekamen, möchten wir auch nicht mehr missen. Und sie lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage

 

So oder so ähnlich würde doch ein Happyend der digitalen Story aussehen, oder? Aber wie sieht die Realität in Unternehmen heute aus? All die positiven Argumente geraten schnell in Vergessenheit, wenn man sich persönlich aus der „eigenen Komfortzone“ bewegen soll, sich verändern muss und neue Dinge lernen soll.

 

Und spätestens jetzt merkt man, dass die Unternehmenskultur im Rahmen der digitalen Transformation eine wichtige Rolle spielt. Denn Digitalisierung bedeutet nicht nur „Kundenfokussierung“ nach außen, sondern auch ins Unternehmen hinein. Die Menschen im Unternehmen - sowohl Mitarbeiter und Führungskräfte - sind ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg des digitalen Wandels.

 

Vor einigen Jahren habe ich mir die Frage gestellt: Wie schafft man es, die Menschen im Unternehmen mitzunehmen, sie zu motivieren aus ihrer Komfortzone zu kommen, neue Dinge auszuprobieren, Spaß am dauerhaften Lernen und stetiger Veränderung zu gewinnen?

 

Meine erste Idee war, ich könnte ja einfach alle fragen. Der Klassiker erstmal eine Befragung / Erhebung zu machen und einen IST-Zustand festzulegen. Doch wie schon Henry Ford einmal sagte: „Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten Sie gesagt: >>schnellere Pferde<<.“

 

Somit kam ich nach näherer Überlegung zu dem Entschluss, ich muss mich selbst aus meiner Komfortzone bewegen und mich trauen, neue Dinge auszuprobieren. Auch mit der Gewissheit, dass sie vielleicht nicht funktionieren können.

 

Wie ich vor 3 Jahren gestartet bin

 

Ich habe mir selbst Inspirationen aus anderen Branchen geholt und überlegt, was davon bei uns im Unternehmen klappen könnte. Denn es sollte ja zu uns passen, nicht einfach „copy and paste“ sein. Natürlich habe ich erstmal mit einem kleinen Format begonnen: In amerikanischen Universitäten und dementsprechend auch vielen Unternehmen der USA gab es sogenannte „Brown Bag Sessions“. Hier wurden die Mittagspausen neu genutzt: Man bringt sein Lunch („Brown Bag“) selbst mit, und kann dabei die neusten Forschungs-ergebnisse bestaunen und mit den Forschern / Kollegen mitdiskutieren.

 

Aus dieser Inspiration wurde meine Vorstellung des „Digi Lunch“

 

Im August 2016 startete ich mit meinem Prototyp „Digi Lunch“ bei mir im Unternehmen. Die Idee war ein Veranstaltungsformat zu schaffen, welches hierarchie-, fachbereichs- und generationsübergreifend dazu einlädt, sich in der Mittagspause in einem unkonventionellen Rahmen den digitalen Trends zu beschäftigen. Wichtig war mir dabei, dass auch das Management in diesem Format integriert ist und dies ebenfalls in einer neuen Rolle. Alle Teilnehmer der Veranstaltung sind gleich, keiner kommt auf eine Bühne. Die gibts nämlich gar nicht. Einfach Stehtische mit Fingerfood und Drinks in einem Raum verteilen und alle Personen stehen „bunt gewürfelt“ im Raum verteilt. Nach einem kurzen Impulsvortrag zu einem digitalen Trend, geht‘s direkt in die Interaktion. Mal in Form einer Diskussion, mal in Austesten von Dingen, mal in kleinen Ideenworkshops.

 

Anfangs gab es natürlich die Zweifel, ob dies wirklich funktionieren kann. Oder ob sich das Format nicht nach drei Veranstaltungen den Reiz verliert. Ich bin das Risiko eingegangen und wurde belohnt, es kam bzw. kommt sehr gut bei den Kollegen an. Und das Format erfreut sich heute immer noch großer Beliebtheit, letzten Freitag habe ich den 18. Digi Lunch moderiert. Und weitere werden folgen.

 

Was hat das Beispiel des „DigiLunch´s“ mit dem Thema Unternehmenskultur zu tun?

 

2016 war nicht abzusehen, ob so ein Mittagspausen-Format bei uns funktionieren würde. Trotzdem haben wir es „einfach mal ausprobiert“, alle Beteiligten hatten den Mut, in Kauf zu nehmen, dass wir vielleicht keinen Erfolg haben würden oder auch Spott ernten. Auch eine Umfrage hätte uns hier kaum Gewissheit gebracht.

 

Digitale Transformation bedeutet für mich, neue Dinge auszuprobieren, man muss nicht erst etwas „perfekt“ können, um etwas starten zu können. In den 18 Veranstaltungen habe ich so viel mehr gelernt: Was gut funktioniert bzw. sich in der Theorie nur gut anhörte. Und es gibt nicht den „Status Quo“ - denn jeder Mensch ist in jedem Kontext an einem unterschiedlichen Punkt.

 

„Veränderung liegt in Dir“

 

„Veränderung liegt in Dir“ hat mal jemand gesagt, und langsam habe ich begriffen, was damit gemeint ist. Mein neues Credo leitet sich daraus ab: „Erwarte nicht, dass andere sich verändern. Fange bei Dir selbst an. Verlass deine Komfortzone und sei damit ein Vorbild für andere“.

 

Fazit:

 

Digitale Transformation hat für mich sehr viel mit der Unternehmenskultur und den Menschen in der Organisation zu tun. Digitalisierung rückt den Menschen in den Fokus, dies sollte auch unternehmensintern so gesehen werden. Und Menschen kann man nicht einfach ein „Software-Update aufspielen“, sie müssen motiviert werden, sich aus sich selbst heraus zu verändern. Und das funktioniert am besten, wenn Du bei Dir selbst damit anfängst.

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